Xofigo-Therapie (=Alpharadin) bei Knochenmetastasen des Prostatakarzinoms

Die Xofigo-Therapie (auch Alpharadin-Therapie genannt) wird bei Patienten angewendet, bei denen Ableger (Metastasen) eines Prostatakarzinoms im Skelett auf eine antihormonelle Therapie nicht mehr ansprechen, bei denen die Knochenmetastasen Symptome verursachen (z.B. Schmerzen) und die keine weiteren Ableger in inneren Organen (z.B. in Leber oder Lungen) aufweisen. Die Xofigo-Therapie kann auch bei Lymphknotenmetastasen häufig durchgeführt werden.

Ziel dieser Therapie ist eine Reduktion der von den Knochenmetastasen ausgelösten Symptome (z.B. Schmerzen) und eine Stabilisierung der klinischen Situation, was zu einer Lebensverlängerung führen kann. Es ist jedoch keine Heilung der Tumorerkrankung möglich.

In der Regel wird die Therapie in sechs Zyklen im Abstand von vier Wochen ambulant durchgeführt (Abbildung 1). Xofigo (Inhaltsstoff: radioaktives Radium-223-Dichlorid) wird dabei in eine Armvene gespritzt und verteilt sich anschliessend im Körper. Die Knochenmetastasen nehmen das Xofigo vornehmlich auf. Durch seine chemische Ähnlichkeit zu Calcium wird es in die Knochensubstanz aufgenommen und bestrahlt als hochenergetischer Alphastrahler die Tumorzellen respektive die Knochenumbauzone der Tumorableger im Knochen. Benachbarte gesunde Knochenabschnitte werden dabei geschont.

Ablauf der Therapie

Die Xofigo-Therapie hat drei verschiedene Phasen (Abbildung 1): Vortherapiephase, Therapiephase und Nachkontrollphase.

In der Vortherapiephase wird bei Patienten das Ausmass der Knochenmetastasen mittels einer Skelettszintigraphie (Abbildung 2) festgestellt. Je nach Speicherintensität der Metastasen wird auch festgestellt, ob eine Therapie mit Xofigo möglich ist. Eine Therapie mit Calcium, Phosphat oder Vitamin D sollte aufgrund möglicher Wechselwirkungen 3 Tage, Bisphosphonate 4 Wochen vor der geplanten Xofigo-Therapie unterbrochen werden.

In der Therapiephase wird die klinische Situation des Patienten vor jedem Therapiezyklus neu evaluiert. In der Regel erfolgt nach drei Xofigo-Gaben (=Zyklen) eine Zwischenbilanzierung mittels einer erneuten Skelettszintigraphie (Abbildung 1 und 2).

In der Nachkontrollphase (= Phase nach Abschluss der Xofigo-Therapie) wird eine Skelettszintigraphie (Abbildung 1 und 2) angefertigt und mit der Ausgangssituation verglichen. Je nach klinischer Situation können ggf. weitere Therapiezyklen (max. zwei weitere Zyklen) erwogen werden. Im Anschluss wird der Patient in die Behandlung durch die zuweisenden Ärzte entlassen. 

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

absolutekeine

relative:

  • eingeschränkte Knochenmarksreserve (es erfolgen zur Überwachung des blutbildenden Knochenmarks regelmässige Laborkontrollen)

o   vor dem ersten Zyklus

§  Neutrophilenzahl <1.5 G/l

§  Thrombozytenzahl <100 G/l

§  Hämoglobinkonzentration <10.0 g/dl

o   Vor weiteren Zyklen

§  Neutrophilenzahl <1.0 G/l

§  Thrombozytenzahl <50 G/l

o   Es sollte ein Abstand zu myelotoxischen System-(Chemo-) Therapien eingehalten werden (ca. 4-6 Wochen)

  • Stuhlinkontinenz
  • deutlich reduzierter Allgemeinzustand (stationäre Durchführung der Therapie zu erwägen).
  • Knochenbrüche (= Frakturen) bei nicht abgeschlossener Frakturheilung

Risikofaktoren und Vorsichtsmassnahmen

  • Bei eingeschränkter Knochenmarkreserve z.B. nach einer vorherigen zytotoxischen Chemotherapie, externen Strahlentherapie oder bei fortgeschrittener diffuser Metastasierung des Knochens („Superscan“ in einer Skelettszintigraphie) sind eine strenge Indikationsstellung sowie engmaschige laborchemische Kontrollen angezeigt.
  • Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sind Auswirkungen aufgrund der Ausscheidung von Xofigo über den Stuhl nicht untersucht.
  • Aufgrund der Ausscheidung des überschüssigen Xofigo über den Stuhl ist bei Patienten mit Obstipation (Verstopfung) eine vergleichsweise höhere Strahlenbelastung des Darmes zu erwarten.
  • Bei drohender oder bestehender Rückenmarkskompression oder Knochenfrakturen durch Knochenmetastasen ist evtl. eine vorangehende orthopädisch-onkologische Behandlung notwendig.
  • Bei Patienten, die mit Bisphosphonaten behandelt werden, besteht das Risiko der Entwicklung einer Osteonekrose des Kiefers. Die zusätzliche Xofigo-Therapie kann dabei die Knochenheilung im Rahmen einer Osteonekrose des Kiefers dauerhaft behindern.
  • Xofigo trägt zur kumulativen Strahlenexposition eines Patienten bei, die mit einem erhöhten Risiko für Entartungen (und Erbgutdefekte) verbunden sein kann (z.B. Osteosarkome, myelodysplastisches Syndrom und Leukämien). Jedoch gilt der Nutzen aus der Xofigo-Therapie bei weitem grösser als die genannten Risiken.
  • Xofigo darf nicht mit dem Antiandrogen Zytiga (Abirateronacetat) und Prednison/Prednisolon angewendet werden, da möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Frakturen und Mortalität besteht
  • Die Sicherheit und Wirksamkeit von Xofigo in Kombination mit Androgenrezeptor-Antagonisten der zweiten Generation wie Xtandi (Enzalutamid) wurde noch nicht ausreichend untersucht.